Montag, 2. Januar 2012

Il Presidente - regieren wie in Italien


Die Wulff-Affäre geht weiter und langsam fragt man sich, ob sich der Mann aus Osnabrück auf diese schmierige Art gerade um das Präsidentenamt in Italien bewerben möchte oder vielleicht auch als eine Art Import-Ministerpräsident einen neuen Job auf der Mafia-Insel Sizilien annehmen wird.

Erst begann das Theater ja ganz langsam mit einem dubiosen Privat-Kredit, dann wurden mehrere, nicht ganz koschere Details über einen zweiten Minizins-Kredit bekannt, plötzlich war Wulffs Kumpel Maschmeyer mit einer Werbekampagne für das dahinsiechende Buch des damaligen Ministerpräsidenten zur Stelle, dann wurden diverse Urlaubsreisen in den Villen niedersächsischer Geschäftsleute bekannt, ganz nebenbei wurden die Gerüchte um Tattoo-Bettys "Vorleben" im Keim erstickt und eigentlich haben wir uns trotz allem längst auf ein langsames Ausklingen des Fast-Kriminalfalls Wulff eingestellt.

Falsch gedacht. Jetzt wurden Details über zwei Telefonate des Präsidenten mit Bild-Oberboss Diekmann bekannt und plötzlich wähnen wir uns - oder zumindest Christian Wulff - in unserem schönen Fast-Nachbarland Italien. Der Präsident, der sich noch vor wenigen Tagen in seinem Entschuldigungsauftritt als großer Fan der Presse-Freiheit outete, hat wohl bei Berlusconi & Co. ein Staatslenker-Praktikum gemacht und dort ein paar nützliche Tricks gelernt. Er soll der Bild mit "Krieg" gedroht haben, falls Details über die Finanzierung seines Privatlebens an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Das - wie die vielen anderen Ungereimtheiten - hätten wir so eigentlich in Europa nur in Bulgarien, Rumänien und Italien erwartet. Dumm nur für Wulff, dass er nicht wie Collega Berlusconi ein reicher Erfolgstyp ist, der im Zweifel den Laden (Bild, Springer, was oder wen auch immer) einfach aufkaufen kann, sondern nur der kleine Freund von ein paar reichen Kumpels aus Hannover, die ihm zwar die Werbung für sein Buch spendieren, ihm aber leider nicht die Bild unter den Weihnachtsbaum im Backsteinhäuschen in Burgwedel legen.

Dann muss man eben drohen wie die kleinen Gangster im Hafen von Catania und umso erheiternder erscheint da, was der Bundespräsident mit ernster Miene und scheinbar reinem Gewissen nur ein paar Tage zuvor zum Besten gab:

"Ich weiß und finde es richtig, dass die Presse- und Informationsfreiheit ein hohes Gut ist in unserer freiheitlichen Gesellschaft. Das bedeutet gerade für Amtsträger jederzeit die Wahrnehmung ihrer Aufgaben vor der Öffentlichkeit zu erläutern und gerade auch im Grenzbereich zwischen Dienstlichem und Privatem, zwischen Amt und Privat, die erforderliche Transparenz herzustellen."

- Bundespräsident Christian Wulff am 22.12.2011


3 Kommentare:

Silvio B. hat gesagt…

Ciao Christiano!

Anonym hat gesagt…

Lassen wir doch den Italienern ihren halbwegs integren Präsidenten (trotz des Namens!) Napolitano und wünschen ihnen nicht noch diese halbseidene Gestalt aus Großburgwedel auf den Hals.

Mr. Truth hat gesagt…

@Silvio: ;-)

@ Anonym: Stimmt, die sind momentan echt besser aufgestellt als wir, aber irgendwo muss Wulff ja hin......