Dienstag, 28. August 2018

Nicht euer Land

"Das hier ist unsere Stadt" heißt es in Chemnitz. Vielleicht - aber das ist nicht euer Land, nicht eure Zeit und nicht eure Gesellschaft.

Der Pöbel grölt, hetzt und macht Jagd auf alle, die nicht deutsch genug aussehen oder nicht die richtige deutsche Gesinnung haben. Sachsen fällt mal wieder in die Barbarei zurück. Und ja, ihr Nazis im Osten, ihr seid Nazis, auch wenn ihr besoffen im Fred Perry-Poloshirt irgendwas von "wir sind nicht rechts" in die Kameras brüllt. Wer aussieht wie ein Nazi, redet wie ein Nazi und sich verhält wie ein Nazi, der ist wohl auch ein Nazi und daran ist sicher nicht der linksgrünversiffte Gutmensch aus dem Westen schuld, sondern nur eure eigene menschenverachtende Dummheit, eure Kulturlosigkeit und euer seit Jahrzehnten gepflegtes Jägerzaundenken. Ich bin Wessi und ich sag euch mal was: ihr könnt vielleicht zwischen euren hässlichen Plattenbauten "Das hier ist unsere Stadt" grölen, ihr könnt euch zum wöchentlichen Pegida-Happening treffen und euch gegenseitig die Glatze polieren, ihr könnt euch auch weiterhin als "ganz normale Bürger" fühlen, das ist vielleicht eure Stadt, aber sicher nicht euer Land. Das Land gehört nämlich uns, den Liberalen, den Alternativen, den Konservativen, den linksgrünversifften Gutmenschen, den Flüchtlingshelfern, den Flüchtlingen, den Schwulen und Lesben, den Türken, Kurden und Arabern, den Nicht-Deutschen und Deutschen, den Kanacken und Wessis, den Juden, Christen und Moslems, sogar den vernünftigen Ossis, all denen, die hier leben und korrekt miteinander umgehen, aber sicher nicht euch. Wir dachten eigentlich wir hätten euch 1945 auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt aber das wird nie mehr euer Land, das schwöre ich auf meine Mutter. 

Bildschirmfoto von süddeutsche.de







Samstag, 7. Oktober 2017

Guttenberg und die Welt

Der Mann, der ganz locker als KT, ganz normal als Guttenberg und ein bisschen sperrig als Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg bekannt wurde, ist wieder da. Jetzt nicht als Wahlhelfer, als CSU-Maskottchen oder Star-Minister, sondern einfach nur als Mensch, unplugged. 

Die lästige Sache mit der Doktorarbeit ist zwar nicht vergessen aber doch verziehen und durch Bescheidenheit, Aufrichtigkeit und Kompetenz lächelt sich der Hoffnungsträger der 38%-Partei aus Bayern wieder in die erste Kategorie der Bierzelt-Promis. Hier hat er seine Fans und selbst wenn im Bierkrug Wasser statt Bier ist, wird ihm das nicht als Trinkerei oder gar Betrug ausgelegt. Er beweist  damit nur, dass er aus Bier Wasser machen kann und das macht er in aller Bescheidenheit ohne dafür von der katholischen Kirche sofort die Heiligsprechung zu verlangen. Auch wenn er mit den Menschen da unten an den Bierbänken nicht wirklich die selbe Lebenswelt teilt, sein Volk liebt ihn und liegt dem Freiherr von und zu Guttenberg aus Guttenberg zu Füßen. Es läuft also wieder, da ist es doch selbstverständlich, dass die Berliner Morgenpost dem Leuchtstern der transatlantischen Wirtschaftselite ihre Ehre erweist, begeistert die Geschichte des wieder aufgestandenen Helden aufnimmt und sich KT´s expandierende Firma Spitzberg Partners mal genauer angesehen hat. Unter dem Titel "Guttenbergs Firma ist weltweit präsent - aber kaum zu finden" wird der New Yorker Erfolgsgeschichte des fränkischen Erfolgsmenschen unter die Lupe genommen.


In der Welt zuhause, in Bayern daheim - KT von und zu G.

ddd

Freitag, 6. Oktober 2017

Free Catalunya

Katalonien will raus und nicht nur Spanien scheint wenig begeistert. Eine traurige Geschichte über das Versagen Europas und den Tod der Freiheit.


Auf einer Hauswand in Barcelona


Klar, dass Tibet Teil Chinas ist, das ist menschenverachtendes Unrecht - mindestens. Man hat vollstes Verständnis, wenn sich der Süd-Sudan vom Rest-Sudan trennen möchte und dass die Kurden ihren eigenen Staat haben sollen, darüber muss man gar nicht erst reden. Ein bisschen weniger klar ist für europäische Politiker, Wirtschaftsbosse und Journalisten diese leidige Sache mit diesen Starrköpfen im Nordosten der iberischen Halbinsel. Müssen die jetzt auch noch? Was soll das denn? Spanien ist doch super. Es ist eine Schande wie den Freiheitsfeinden in Madrid der Rücken gestärkt wird, wie sich nationalistische Hinterbänkler in den Vordergrund spielen können und der Wille eines europäischen Volkes im Jahr 2017 von der europäischen Politik-Elite ignoriert wird. Auch wenn es in der spanischen Verfassung einen Artikel 155 gibt, der die Region Katalonien unter spanische Zwangsverwaltung stellen kann, die wenigsten Verfassungen dieser Welt begegnen Abspaltungswünschen mit großem Wohlwollen. Wer so etwas möchte, der muss sich eben außerhalb der Verfassung Gehör schaffen, hätten das die Amerikaner im 18. Jahrhundert anders gemacht, würden sie noch heute von London regiert werden.  Die Tatsache, dass die spanische Regierung das Referendum vom Wochenende nicht anerkennt ist deshalb eher als Witz zu sehen, sicher nicht als Hindernis zur Freiheit Kataloniens. 

Neben dem Schweigen deutscher Politiker, selbst den traditionellen Unabhängikeitsbefürwortern aus Bayern, ist das Peinlichste allerdings die Sichtweise, die man jeden Morgen Wort für Wort auf Papier oder den diversen Bildschirmen ertragen muss. Ohne den Anschein geben zu wollen offen gegen eine Unabhängigkeit zu sein, wird mit den absurdesten Argumenten um sich geworfen und alles dafür getan eine Abspaltung als lächerliche Laune spätpubertierender Mittelmeerbewohner aussehen zu lassen, die ihre armen Nachbarn in Andalusien in den Ruin treiben wollen. Auch wenn Premierminister Rajoy Schlägertrupps in Uniform schickt um eine demokratische Abstimmung zu verhindern und der angegraute Möchtegern-Absolutist Felipe VI sich in bester Franco-Manier über das katalanische Wahlvolk beschwert, bleiben sich die deutschen Medien in ihrer tendenziösen Berichterstattung treu. Spanien muss so bleiben wie es ist - basta.



 So sieht die Süddeutsche die Lage in Katalonien am 07.10.2017




Die Sicht des Spiegel


Wie eh und je treibt treibt es auch heute Menschen in größeren Ländern (Spanien, Türkei, China) dazu kleinere Länder (Katalonien, Kurdistan, Tibet) zu unterdrücken. Die Frage ist nur, wie kann so etwas im Jahr 2017 in Europa passieren und noch schlimmer - wie kann diese Besatzermentalität sogar zur Mehrheitsmeinung werden? Nicht nur in Spanien und zentralistischen Ländern wie Frankreich, sondern auch in der "Bundesrepublik" Deutschland, wo die Regionen so stolz auf ihre Einzigartigkeit sind. Es ist ein Trauerspiel und wir spielen offensichtlich gerne mit.

#freecatalunya

Freitag, 10. Juni 2016

Mit Nazis werben

Das hatten wir ja schon mal, so zwischen 1933 und 45 waren die Jungs und Mädels von der Rassistenfront ganz vorne, wenn es darum ging dem Volk den totalen Krieg, den nächsten Massenmord oder einfach nur gnadenlosen Scheiss zu verkaufen. Jetzt ist Gauland dran, der gute Mann aus Potsdam, der ja kein Rassist ist. Nur dunkelhäutige Mitbürger mag er eben nicht, und Moslems auch nicht, und alle, die nicht die Kultur seiner Väter teilen natürlich auch nicht. Die genaue Anzahl der gaulandschen Väter kennt wohl, wenn überhaupt, dann nur seine Mutter, was seine Nachbarn aber sicher nicht stört. Wenn jetzt doch jemand im Potsdamer Norden umziehen möchte, voilà. Hier werden Sie geholfen:



Mittwoch, 30. September 2015

Zitat-Highlights: September 2015

Die Wirklichkeit ist besser als jede Fiktion, und deshalb gibt es ab jetzt am Ende des Monats die Zitat-Highlights. Das kann kein Drehbuchschreiber besser, das kann man nur sagen, wenn man so spricht wie man eben denkt. Vorhang auf für September 2015:


 "Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat."

- Joachim Herrmann, Bayerischer Innenminister bei "Hart aber fair"


"Er hat gesagt, dass er es nicht so gemeint hat, das mit dem „wunderbaren Neger“. Ich meine für Sie wäre es doch auch nicht schlimm, wenn ich sagen würde, Sie sind ein wunderbarer Weißer, oder?"

- Roberto Blanco, Entertainer und Ehrenmitglied der CSU im Interview des Tagesspiegel


"Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen, dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land."

- Angela Merkel, Pressekonferenz mit dem österreichischen Kanzler Faymann



"Wir alle sind eigentlich irgendwann Flüchtlinge gewesen."

- Christian Streich, Pressekonferenz mit dem Trainer des SC Freiburg 



„Ich geben Ihnen mein Wort, bei all dem werden wir mit der größtmöglichen Offenheit und Transparenz vorgehen.“

- Martin Winterkorn, zurückgetretener Vorstandschef von VW zum Dieselgate

Samstag, 19. September 2015

Früher war alles besser. Fußballer trugen Vokuhila, Fans waren homophobe Rassisten und Trainer kettenrauchende Alkoholiker. Das ist jetzt alles vorbei, alles nur noch Retrokitsch. Die neue Generation auf dem Platz, an der Seitenlinie und auf der Tribüne überrascht mit Herz und Verstand - Refugees Welcome. 

Wer dumme, rassistische und homophobe Idioten sucht, der geht nach Sachsen, wer Sehnsucht nach alten Männern mit Bier, Korn und Kippen hat, der geht in die Eckkneipe. Fußballer und vor allem Trainer sind spätestens seit Christian Streichs Flüchtlings-Pressekonferenz raus aus der Gosse. Bier- und hirnvernebelte CSU-Stammtische werden sich wohl bald einen neuen Sport aussuchen müssen, denn das, was da gerade in deutschen Stadien und Presseräumen abgeht, hält man ja als xeno- und homophobes Arschloch kaum noch aus. Als Rückzugsort empfehlen wir Dynamo Dresden, den Halleschen FC und Hansa Rostock und jetzt Vorhang auf für Christian Streich vom SC Freiburg.