Sitzen & Stehen

"Und ich freu mich sehr, dass Herr Schäuble und ich in der Analyse aber auch beim Zusammenwirken wirklich ganz dicht beieinander stehen, auch wenn ich jetzt stehen muss, er sitzen kann, aber wir sind ganz beinander."

- Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie


Von Minister zu Minister spricht es sich ja einfacher, lockerer, klarer und deutlicher. Es wird nicht lange nachgedacht, die Gedanken sind frei und die Wahrheit ganz nah. Selbst wenn der eine noch sitzt während der andere schon steht, liegt man souverän auf einer schwarz-gelben Linie und freut sich einfach darüber so jung, fit und gutaussehend ja nie wieder zusammenzukommen.

Tag der Deutschen

Der 09. November ist ja nicht gerade der größte Tag für Menschen mit einem gewissen Faible für Stil, Anstand und guten Geschmack. Als wäre der Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 oder der Beginn der Novemberprogrome 1938 nicht schon schlimm genug, nein, der Schrecken geht weiter und lässt uns noch heute spüren wie grausam Geschichte sein kann. 1989 musste zu allem Überfluss die Mauer fallen (weggeschlagen wäre wohl korrekter) und seit diesem unglücklichen Tag werden wir jetzt jedes Jahr von alten Revolutions-Geschichtchen, langweiligen Bananen-Anekdoten, falschen Heldentaten und labernden Ost-Nostalgikern genervt.

Dass das alles ja sowieso nur ein weiterer Tiefpunkt in der an dilettantischen Peinlichkeiten reich gesegneten Geschichte der der deutschen Nation war, fällt da nicht weiter auf. Der Mauerfall war ja vom ersten Moment mehr Polit-Klamauk als seriöses Revolutions-Gehabe. Als Günter Schabowski am 09.11.89 um 18.53 Uhr die neue Reiseregelung bekannt gibt und auf die Nachfrage, wann die Regelung in Kraft treten soll, erstmal keine Antwort weiß, sagt er eben spontan und unbedacht den kurzen Satz "Gilt ab sofort, unverzüglich!" und die die Teilung war dahin. 40 Jahre DDR weg, 28 Jahre Mauer weggeklopft, einfach nur so, weil keiner wusste was jetzt Sache ist.
Und jetzt das: