Donnerstag, 23. Oktober 2008

Sarah Palin hat recht

Seit Wochen fragen sich erstaunte Beobachter des amerikanischen Wahlkampfes warum zum Teufel Kriegsheld John McCain das bebrillte Landei und die bekennende Anti-Intellektuelle Sarah Palin zur Kandidatin für das Amt der Vize-Präsidentin auserkoren hat. Inkompetent ist noch eines der nettesten Wörter, die man im Zusammenhang mit Alaskas First Mom zu lesen und hören bekommt, zu unrecht wie es sich jetzt herausgestellt hat. Ihre größte außenpolitische Qualifikation (“you can see Russia from Alaska“) hat sich nämlich als richtig erwiesen. Zwar kann man nicht unbedingt von Festland zu Festland sehen, es gibt aber mitten in der Beringstraße zwei Inseln, die Sarah Palins Sehvergnügen möglich machen. Klein Diomede und Groß Diomede, die eine gehört zu Alaska, die andere zu Russland. Nur knapp vier Kilometer von Russland nach Amerika, kein Problem mal auf die andere Seite zu sehen und der Beweis für Mrs. Palins größte außenpolitische Qualifikation: Yes, you can see from Alaska to Russia.

Die Geographie im Rücken, die Macht vor Augen und ihre 17-jährige, schwangere Tochter an der Seite, kann für die Power-Mom aus dem Norden jetzt eigentlich nichts mehr schief gehen. Jetzt nochmal kurz durchatmen, hoffen, dass der 72-jährige Kriegsheld Johnny McCain nicht noch vor dem Wahltag das Zeitliche segnet und mit Kraft nach D.C.  Sollte dies gelingen, wäre der Sieger der Mission Hockey-Mom schon ausgemacht. Ihr Vorgänger und großer Kriegsherr Dick (frei übersetzt: Schwanz) Cheney, Amerikas wohl unsympathischster Vize-Präsident in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Landes. 
Der Mann, der beim Jagen auch mal einen Freund anschießt (G.W. Bush: “Dick Cheney is a man who loves the outdoors“), der schon des “Driving while intoxicated“ überführt wurde, der es sich auch als Vietnam-Drückeberger den Job als Verteidigungsminister nicht nehmen ließ. Dieser Mann, der sich wie kein anderer darin versteht, Öl, Krieg und Politik zu einem großen Einheitsbrei zu vermischen, könnte bald als großer Gewinner aus der Wahl am 4. November gehen. Sarah könnte augenzwinkernd an Dick vorbeiziehen und ihn als meistgehassten Politiker der freien Welt ablösen. So wird dann alles gut und vielleicht kommt Gouverneur Palin dann auch mal auf die andere Seite, auf die sie bisher nur rüberschauen konnte.

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