Freitag, 17. Oktober 2008

Haiders letzter Schluck


Polizeisprecher Gottlieb Türk: "Bei tödlichen Unfällen wird keine Blutabnahme durchgeführt, es sei denn, es sind weitere Menschen beteiligt. Dann kann das Gericht eine solche Untersuchung anordnen. Dafür muss aber die Zustimmung der Familie eingeholt werden."

So weit, so gut. Es wurde dem ehemaligen Landeshauptmann von Kärnten dann doch noch Blut abgenommen und Überraschendes kam eigentlich nicht zu Tage. Jörg Haider was total besoffen, Punkt. Hätte er nicht das Glück auf seiner Seite gehabt und jemand anderen als sich selbst getötet, dann wäre er bald hinter Gittern und seine 90jährige Mutti könnte ihn in der Justizanstalt Klagenfurt besuchen und ihrem Jörgi Butterbrote schmieren. Dass jetzt aber die Familie des professionellsten Rattenfängers Österreichs keine weitere Berichterstattung über den Unfall des frisch Verblichenen wünscht, scheint dem neutralen Beobachter lächerlich und peinlich. Als Aslysuchende, "Sozialschmarotzer", Angehörige "fremder Volksgruppen" oder Holocaust-Opfer ein Ende der populistischen Kraftmeierei forderten, stellte sich Haiders Frau Claudia ja auch nicht hin und forderte ein Ende der menschenverachtenden Hetzerei ihres Mannes. Und wenn ein umstrittener Politiker einen so spektakulären Abgang hinlegt, dann darf man sich über den Unfall selbst schon Gedanken machen.

Egyd Gstättner, Klagenfurt, in der SZ: "142 km/h im Ortsgebiet - und, wie sich erst am Mittwoch herausstellte: mit 1,8 Promille - sind nicht, wie der (österreichische) Bundespräsident Fischer zu erkennen gab, eine "menschliche Tragödie": sie sind nichts anderes als ein Verbrechen."

1,8 Promille, 142, wahrscheinlich sogar 160 km/h, eine Geschwindigkeitübertretung von sage und schreibe 90 km/h und ein riskantes Überholmanöver. Das klingt eigentlich mehr nach Koks als nach Schnaps, vor allem ist der Alkoholpegel deutlich schwieriger zu erreichen, als landläufig angenommen wird. Universitätsprofessor Michael Musalek vom Anton Proksch Institut geht davon aus, dass es sich um Saufen "im Flaschenbereich" gehandelt haben muss. Laut Musalek gibt es drei Möglichkeiten diesen Pegel zu erreichen: Konsum über den ganzen Tag verteilt, massiver Konsum in kürzester Zeit oder Gewohnheitstrinker.Aber auch wenn sich der schimmernde Provinz-Populist letztlich als armer und rücksichtsloser Säufer outet, den Opfern seiner bizarren Hau-drauf-Rhetorik und seines faschistoiden Weltbildes bringt das jetzt auch nicht weiter. Und obwohl es kein Ende gut - alles gut gibt, den sind wir nun endlich los.

Keine Kommentare: