Donnerstag, 3. Januar 2013

Besser-Schwabe vs. Jammer-Icke

"Was dem Rechten der Muslim, ist dem Linken der Schwabe", schreibt Jan Fleischhauer ganz richtig in seiner Spiegel-Kolumne und was genau der Linke nun gegen den Schwaben hat, das lässt sich sicher auch am aktuellen Bundestagsvizepräsidenten Thierse erkennen. Thierse ist nämlich, genau wie viele Schwaben, eigentlich kein Berliner. Geboren im heutigen Polen, ist der zottelige Prenzlauer Berger Lokalpatriot nach einer Kindheit und Jugend in Thüringen, erst als Student nach Ost-Berlin gekommen. Dort hat er dann wohl nicht nur studiert, sondern sicher auch gewohnt und damit wahrscheinlich auch noch urigere Ur-Berliner als er heute einer ist, ja, man muss es so sagen, weggentrifiziert. Das ist natürlich mittlerweile alles lange her, den Ausdruck Gentrifizierung gab es im Osten sowieso nicht, und Herr Thierse wurde langsam aber sicher zum vielleicht ältesten Dauerbewohner des Prenzlauer Bergs. Während seine alten Ost-Kumpels von damals mittlerweile alle in Pankow, Lichtenberg, Brandenburg oder im Westen wohnen, hat der alte Mann mit dem Bart den Absprung einfach nicht geschafft und lebt immer noch am Kollwitzplatz.
Heute wird er, der heroische Kämpfer für die Anerkennung Berliner Lebenskunst, auf seinem morgenlichen Weg zum Wecken-, Semmeln- oder Schrippenkaufen von schicken Latte Macchiato-Muttis, coolen iPhone-Daddies, stylischen 90er Jahre-Rockern und abgefuckten Sternburg-Trinkern in seinem Idyll gestört und merkt wohl an den bedauernden Blicken seiner neuen Nachbarn  wie alt er  geworden ist und wie retro sein Lifestyle, seine Frisur und seine immer ein wenig schlecht sitzenden Anzüge sind. Er merkt, dass in Berlin nicht mehr nur ranzige Fleischwurst- und Eierstullen, fettige Kett- und Currywürste oder gesundheitsgefährdende Billig- und Billigstschrippen nachgefragt werden, sondern sich still und leise - mitten in seinem geliebten Prenzlauer Berg - ein neues Publikum eingenistet hat, das anders ist als der in den 60er Jahre hängengebliebene thüringische Student. Die neuen Bewohner wollen besser essen, haben keine Lust auf Ofenheizung und wollen keine Pappe-Schrippen vom Berliner Billigbäcker, nein, die bösen Schwaben, Wessis oder wer auch immer wollen echtes Brot, leckere Wecken und Zentralheizung. Das kennt und will weder Herr Thierse noch der handelsübliche Hartz IV-Berliner und deswegen muss ich in dieser Angelegenheit sogar der baden-württembergischen SPD-Landesvize Leni Breymaier zustimmen, die da sagt: "Wir in Baden-Württemberg profitieren sehr von unseren Migranten. Auch beim Essen. Das tut den Berlinern auch gut."

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