Sonntag, 7. November 2010

Auswärtiges Amt - Die Aufklärung

In der Historikerstudie zur Rolle des Auswärtigen Amtes während der Nazi-Dikatur kann seit letzter Woche jeder nachlesen, dass die großen Diplomaten auch nur kleine Nazis waren. Diese Erkenntniss finden einige schockierend - aber wer hat wirklich etwas anderes erwartet?

"Es sind einige schockierende Erkenntnisse dabei."
- Guido Westerwelle, Bundesminister des Auswärtigen

So richtig verwundert hat die "Enthüllung" ja wohl ernsthaft niemanden. Die viel zitierte Historikerstudie zur Rolle des Auswärtigen Amtes während des Dritten Reiches, hat eigentlich nur schwarz auf weiß offen gelegt, was vorher schon offensichtlich war und verwundern tut eigentlich nur die Verwunderung. Nachdem dann viele betroffene Gesichter in die Kameras blickten, hatte natürlich der momentane Außenminister und Chef-Diplomat Guido Westerwelle das erste Wort. Dieser kam, sprach und sage den schönen Satz:

"Es beschämt uns, wie das Auswärtige Amt und viele seiner Angehörigen während der Nazi-Herrschaft schwere Schuld auf sich geladen haben."

Gut, warum er das relativ neutrale "uns" einem persönlicheren "ich" vorzieht, warum er von schwerer Schuld und nicht von Mord und Terror spricht, das soll an dieser Stelle nicht genauer analysiert werden. Warum aber jener Guido Westerwelle, der die von Joschka Fischer ausgesetze Ehrung ehemaliger NSDAP-Parteimitglieder klammheimlich aufgeweicht hat, nun den Chef-Betroffenen gibt, das ist sehr schwer nachvollziehbar. Auch die Tatsache, dass Außenminister Westerwelle kein Problem mit der - positiv formuliert - passiven Rolle seiner Amtsvorgänger Scheel, Genscher und Kinkel zu diesem Thema hat, relativiert seinen medienwirksamen Betroffenheits-Gesichtsausdruck. Zwei der drei Männer (Scheel und Genscher) waren nämlich selbst Mitglied der NSDAP, das FDP-Parteibuch bekamen sie erst später in die Hand. Der "beschämte" Guido Westerwelle kommentiert das, man hat es schon geahnt, auf seine ganz eigene Art und lässt uns wissen, er schaue "mit Respekt und Bewunderung auf die Ergebnisse ihrer mutigen und vorausschauenden Politik."

Ja vielleicht tut er das, aber das ist ja hier nicht das Thema. Eigentlich sollte sich der betroffene Außenminister ja zu der Rolle seiner Parteifreunde bei der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes äußern und nicht mit irgendwelchen allgemeingültigen Standard-Floskeln die Berliner Luft heiß reden. Echte Aufklärung sieht anders aus, aber die hat von Mr. 18% ja auch niemand erwartet.


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