Mittwoch, 29. September 2010

Unser Mann im Krankenhaus


Finanzminister Wolfgang Schäuble, 68-jähriges Mitglied der deutschen Bundesregierung und oberster Wächter über die Finanzen der viertgrößten Volkswirtschaft der Erde, muss, mal wieder, eine Pause einlegen. Offiziell ist von einem vierwöchigen Krankenhausaufenthalt die Rede, mal sehen wie lange der CDU-Veteran und einstige So-gut-wie-sicher-Kohl-Nachfolger wirklich braucht um wieder auf die Beine, oder wohl besser gesagt - in den Stuhl zu kommen.

Erst im Mai hat Schäuble eine entscheidende EU-Finanzministerkonferenz wegen eines kurzfristigen Krankenhausaufenthalts verpasst und die Leitung der deutschen Delegation seinem fachfremden Kollegen aus dem Innenministerium überlassen. Ist da einer nicht schlicht und einfach nicht mehr in der Lage seinen Job noch richtig auszufüllen? Ist der ehemalige Chef des Bundeskanzleramtes ("Kohls Lieblingsjunge"), Innenminister ("Stasi-Wolfgang"), stolzer Träger des Big Brother Awards ("für seine obsessiven Bestrebungen, den demokratischen Rechtsstaat in einen präventiv-autoritären Sicherheitsstaat umzubauen") und jetzige Bundesfinanzminister nicht einfach zu alt, zu schwach und zu krank für diesen Job? Brauchen wir überhaupt einen Finanzminister, wenn es offensichtlich auch ohne geht? Fragen über Fragen begleiten Wolfgang Schäubles unfreiwillige Pause. Wie auch immer, gute Besserung und big brother is watching you.

Montag, 27. September 2010

Gib mir fünf

Nicht ein, nicht zwei, nicht drei, nicht vier - nein, volle fünf Euro mehr sollen es für die Hartz IV-Empfänger werden und die verschiedenen Abteilungsleiter der Regierungsmannschaft beglückwünschen sich gegenseitig zu dieser großen Entscheidung.

Dass die Kanzlerin aus einer kleinen ostdeutschen Provinzstadt und der aknegeplagte Vize-Kanzler aus Bad Honnef, trotz allgemeiner Zweifel, eigentlich zu beeindruckenderen Entscheidungen in der Lage sind, ja, das haben sie eigentlich schon öfter bewiesen. Egal, ob notleidende Pharmakonzerne, dahinsiechende Energiekonzerne oder stresstestgeplagte Banken - den großen Jungs gönnt die kleine Koalition jede Milliarde und steckt gerne reichlich Steuergelder in die schweren Bilanzbücher unserer Vorzeigefirmen. Klar, dass es da die dekadent feiernden und vom Luxus verdorbenen Hartz IV-Empfänger nicht auf die schwarz-gelbe Prioritäten-Liste schaffen und vom warmen Geldregen erstmal ausgeschlossen werden. Sie gehören eben nicht zu den wirklich Bedürftigen in diesem Land und wen interessiert da schon das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wen kümmert der gesunde Menschenverstand, wer schert sich noch um antiquierte Begriffe wie Menschenwürde oder Chancengleichheit? Merkel, Westerwelle, von der Leyen und ihr Government-Champions League-Team sicher nicht. Die spielen ja gerne mit den dicken Fischen (DAX-Vorstände, Hotel-Lobby) und gewichten die Probleme eben auf ihre Art.

Da erinnert sich der interessierte Beobachter an Heinrich Haffenloher und seinen Freund Baby Schimmerlos und wir fragen uns ob es nicht möglich wäre, dass Ackermann und Westerwelle oder Großmann und Merkel auf ähnliche Weise verkehren, wie die 80er-Jahre Vorbilder aus Kir Royal. Irgendwie muss man ja auf dem langen Weg zur Entscheidung unterstützt werden und mit mickrigen fünf Euro kommt auch ein Haffenloher nicht weiter.


Freitag, 17. September 2010

Zigeuner-Style

„Wenn er könnte, würde er mit seiner ganzen Familie im Wohnwagen umherziehen.“

- Marisa Bruni Tedeschi über ihren Schwiegersohn Nicolas Sarkozy in Paris Match


Der kleine Nicolas hat es ja auch nicht leicht. Denkt man sich einfach mal die kurze Saubermann-Frisur, den Maßanzug, die Model-Ehefrau und die Berufsbezeichnung weg, dann kann man sich Super-Sarko auch ganz schnell als rumänischen Zigeuner in einem Wohnwagen vor den Toren der französischen Hauptstadt vorstellen. Das sehen seine neu angeheirateten Familienmitglieder wohl ähnlich. Mit seinen 1,65 m und seinem insgesamt eher bescheiden wirkendem Äußeren hat er sich ja nicht gerade als Lebensabschnitts-Ehemann eines italienischen Models aufgedrängt. Die Mutter der Dame, also seine derzeitige Schwiegermama Marisa Bruni Tedeschi, war sicher nicht wenig erstaunt als ihre Tochter genug hatte von ihren gutaussehenden Rockstar-Lovern und sich mit dem Ex-Bürgermeister einer Pariser Vorstadt einließ. Mama Marisa schaute sich Sarkozys Familiengeschichte ein wenig genauer an. Sie achtete auf das Herkunftsland Sarkozys Vater, bemerkte dass es auffällig viele Roma namens Sarközi zwischen Wien und Budapest gibt und bezeichnete Petit Nicolas folgerichtig als „ungarischen Zigeuner“. Super-Sarko sagte nichts, ließ ein wenig Wasser die Seine herunterfließen und setzte dann zum Gegenschlag an: Zigeuner raus, Egalité, liberté, fraternité und das ganze Revolutions-Gelaber zum Teufel, Menschrechte in den Müll und weiter so. Sarközi, also Sarkozy selber kann ja nicht mit dem Sonderzug nach Bukarest gebracht werden, er zieht ja nicht mit seiner ganzen Familie im Wohnwagen umher.